Mit Lust durch die Wechseljahre
Offenheit vermeidet Partnerschaftsprobleme
Zunächst einmal kann nachlassende Lust in dieser Phase etwas ganz normales sein und ist auf mehrere Ursachen zurückzuführen: „In den Wechseljahren beeinträchtigen Hitzewallungen, Schlafstörungen und Erschöpfung das allgemeine Wohlbefinden und auch die sexuelle Lust. Verstärkt wird dies durch eine zunehmend trockenere und empfindlichere Scheide infolge des Östrogenmangels“ erklärt die niedergelassene Gynäkologin Dr. med. Claudia Wöhler dazu. Oft führt die Lustlosigkeit der Frau auch zu Problemen in der Partnerschaft. Wöhler rät deshalb, rechtzeitig das Gespräch zu suchen: „Spürt Ihr Partner Ihre sexuelle Lust nicht mehr wie früher und kennt er die wahren Gründe nicht, bezieht er das schnell auf sich und es kann zu Missverständnissen kommen.“
Schmerzen können den Spaß verderben
Häufig sind aber auch Schmerzen der Grund für den Rückzug der Frau. Denn durch den Östrogenmangel in den Wechseljahren kommt es unter anderem zu einem Gewebeschwund im Intimbereich. Die zarte Haut der Scheide wird dann dünner, trockener und empfindlicher, so dass es beim Verkehr wehtun und sogar zu kleinen Verletzungen kommen kann. Für diese Komplikationen gibt es jedoch wirksame Abhilfe: “Wenn Schmerzen beim Geschlechtsverkehr das einzige Wechseljahresproblem sind, rate ich zu einer lokalen Behandlung mit Östrogen Scheidenzäpfchen oder Scheidencreme – zum Beispiel ‚Oekolp forte‘ Scheidenzäpfchen beziehungsweise Scheidencreme. Im Allgemeinen ist die Anwendung zweimal in der Woche ausreichend“, empfiehlt der Münchener Gynäkologe und Menopausen-Spezialist Dr. med. Jens Herold. Zusätzlich könne man nach Bedarf eine hormonfreie Scheidencreme verwenden.
Weitere Beschwerden bei Hormonmangel
Über sexuelle Probleme hinaus kann es im Klimakterium auch zu weiteren Beschwerden kommen. Dabei spielen die beiden wichtigen Sexualhormone unterschiedliche Rollen: „Ein Östrogenmangel kann unter anderem Effekte, die primär nicht bemerkt werden, wie zum Beispiel Osteoporose oder Arteriosklerose, hervorrufen. Liegt dagegen ein Progesterondefizit vor, kann sich dieses mit Wassereinlagerungen, Brustspannen, Stimmungsschwankungen oder auch Schlafproblemen bemerkbar machen“ erklärt Dr. med. Marc Schmidt, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin.
Risiken und Vorteile einer Behandlung abwägen
Führen die Beschwerden zu einem hohen Leidensdruck wie bei etwa einem Drittel der Frauen, so rät der behandelnde Arzt oft zu einer Hormontherapie. Im Vorfeld müssen dann der Gesundheitszustand der Patientin überprüft und eventuelle Risikofaktoren ausgeschlossen werden – etwa Brust- oder Gebärmutterkrebs, thromboembolische Erkrankungen und Lebererkrankungen. „Den Risiken stehen allerdings die vielfältigen positiven Wirkungen einer rechtzeitigen Hormontherapie gegenüber. So kann der Ausgleich des Östrogenmangels unter anderem Herz-Kreislauf-Krankheiten und Demenz vorbeugen. Insgesamt ist eine individuell angepasste Behandlung, etwa mit einem über die Haut verabreichten Östrogen-Gel wie „Gynokadin“, eine risikoarme und wirksame Methode gegen die körperlichen und seelischen Beschwerden in den Wechseljahren“, so die Hormon- und Stoffwechseltherapeutin Dr. med. Eva Göpfert.
Einzeln oder kombiniert?
Östrogen und Progesteron können bei einer Therapie einzeln oder kombiniert eingesetzt werden. Zu Beginn der Wechseljahre genügt oft eine Progesteronergänzung, da der Spiegel dieses Hormons zuerst abfällt. Sinkt auch der Östrogenspiegel, kann es zusätzlich verordnet werden. Östrogen allein wird dagegen in der Regel nur Frauen ohne Gebärmutter gegeben. „Neben einer Östrogenbehandlung gegen Wechseljahresbeschwerden muss bei noch vorhandener Gebärmutter immer auch ein Gestagen, und hier am besten natürliches Progesteron wie etwa Utrogest, zugeführt werden“ erläutert Schmidt. „Dadurch wird die Gebärmutterschleimhaut vor unkontrolliertem Wachstum geschützt. Aber auch andere Effekte des Progesterons wie etwa dessen positiver Einfluss auf das Schlafverhalten lassen sich nutzen.“ Mit einer guten Beratung durch einen Frauenarzt, dem man vertraut und der sich Zeit nimmt, kann so für jede Frau die richtige Therapie gefunden werden.
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